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20.09.2023
Für Talente
Bewerbungstricks: Ist Lügen unschuldige Strategie oder Kündigungsgrund und welche Folgen können drohen. Plus: 5 Tipps für ein cleanes, erfolgreiches Vorstellungsgespräch.

Hand on heart: Bist du ein Lügner? Hast du in einem Bewerbungsprozess schon mal gelogen? Vielleicht im Anschreiben? Hast du davon geschwärmt, wie großartig die Website der angestrebten Firma ist, obwohl dort unter „Aktuelles“ Termine stehen, die seit mehreren Wochen abgelaufen sind? Oder sprichst du in deinem Lebenslauf ein bisschen besser Spanisch, als es dir der VHS-Kurs von damals bestätigen würde? Olé und Willkommen im Club!  

Sind wir nicht alle ein bisschen fakey? 

Wenn wir den Experten auf dem Gebiet des Lügens glauben dürfen, lügt jeder Mensch mehrmals täglich. Zwischen zwei und zweihundert Mal, oft bemerken wir es selbst nicht einmal. Eine kleine Höflichkeitslüge hier, eine größere Notlüge da. Und wenn wir mal ehrlich sind, bewahren uns solche Lügen ziemlich oft vor Peinlichkeiten im Alltag. Angefangen mit der Frage: „Wie geht‘s dir?“ Antwortest du dann wirklich, dass es schlecht läuft im Job, der Beziehung und mit deiner mental health steht es auch nicht zum Besten? Wohl kaum – außer bei guten Freunden vielleicht. Meistens sagt man sowas wie „gut oder passt schon. Zack, Gelogen!  

Sweet little lies 

Diese Höflichkeitslügen werden im gesellschaftlichen Kontext im Grunde erwartet. Das ist bei Bewerbungsgesprächen nicht anders! „Haben Sie gut hergefunden?“, „Wie gefällt Ihnen unser Produkt?“, „Warum möchten Sie die Stelle wechseln?“ Das sind typische Fragen, auf die eine höfliche Antwort erwartet wird. Und das ist mit der Wahrheit nicht immer zu vereinbaren.  

Höher, schneller, weiter – Lügen im Bewerbungsgespräch 

Die andere Art der Lügen im Jobinterview, sind die, mit denen du dich in ein besseres Licht rückst. Fähigkeiten, Erfahrungen oder Qualifikationen werden higher presented oder sogar erfunden, um den Erwartungen des potenziellen Arbeitgebers gerecht zu werden. Dieses Phänomen, das auch als "Faking" bezeichnet wird, passiert meist ohne böse Absicht, einfach um die Chancen beim Jobinterview zu erhöhen.  

Sind talentierte Lügner sogar die besseren Mitarbeiter? 

Eine Studie der Wissenschaftler um Dr. Anne-Kathrin Bühl und Professor Klaus Melchers, Leiter der Ulmer Abteilung für Arbeits- und Organisationspsychologie kommt zu dem Schluss, dass Bewerber die ein bisschen flexen, oft sogar die bessere Besetzung für den Job sind. „Faking erfordert ein hohes Ausmaß an kognitiven Fähigkeiten: Bewerber müssen blitzschnell die Ziele des Interviewers erkennen und eine Antwort formulieren, die zum bisherigen Wissen des Gesprächspartners über ihre Person passt“, erklären die Autoren der Studie. Ist es dann okay, sich mit Projekterfahrungen zu schmücken, die man nicht hat oder kann das später zum Kündigungsgrund werden?  

Ist Lügen im Jobinterview ein Kündigungsgrund? 

Du hast ein bisschen gelogen. Ein bisschen mehr Erfahrung hier aufgetragen, eine Lücke im Lebenslauf ein bisschen mehr geschlossen, ein bisschen besser spanisch eingetragen und ein bisschen mehr Qualifikationen behauptet, als deine Zeugnisse eigentlich hergeben. Deine kognitiven Fähigkeiten sind demnach in Ordnung, du bekommst den Job. Alles okay, wenn du jetzt mit den Anforderungen in der neuen Stelle super klarkommst. Dann kräht in der Regel kein alter Barthahn mehr danach, ob du im Jobinterview gelogen hast.  

Aber wenn nicht, fliegst du vielleicht auf und dein Arbeitgeber kündigt dir, mit der Begründung, dass du im Vorstellungsgespräch nachweislich gelogen hast. Im worst case könnten sogar noch irgendwelche Schadensersatzforderungen auf dich zukommen. Und auf keinen Fall solltest du an Zeugnissen oder anderen offiziellen Schriftstücken etwas verändern, denn das ist Urkundenfälschung und kann sogar strafrechtlich verfolgt werden. Und selbst wenn der Arbeitgeber gar nichts merkt, kann es sein, dass du mit der Angst aufzufliegen und mit dem Druck der überhöhten Anforderungen nicht klarkommst. Dann leidet deine mental health darunter. Zum Glück gibt es bessere Strategien.

Besser als Lügen: 5 Tipps für ein cleanes Jobinterview 

  1. Ehrliche Selbstreflexion vor dem Vorstellungsgespräch: Mach vor dem Interview eine ehrliche Bestandsaufnahme deiner eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen. So kannst du deine echten Stärken highlighten, ohne zu übertreiben oder zu lügen. 

  1. Vor dem Jobinterview alles über die Stelle in Erfahrung bringen: Wenn du dich eingehend über die Position und die Anforderungen informiert hast und sicher bist, dass du ihnen gewachsen bist. Kannst du im Jobinterview besser vermitteln, warum du der beste Kandidat für diese Stelle bist.  

  1. Schwächen in Stärken verwandeln: Zaubere aus einer Schwäche eine Stärke, indem du den Lösungsansatz gleich mitlieferst. Zum Beispiel: „Meine Spanisch-Kenntnisse sind im Moment bei B1, aber diese Position reizt mich sehr und dafür würde ich meine Kenntnisse auf jeden Fall gerne vertiefen, um ein höheres Level erreichen. Arbeitgeber freuen sich, wenn du zeigst, dass der Job dir etwas wert ist.  

  1. Authentizität im Jobinterview: Achte darauf, dich nicht total zu verbiegen, sei größtenteils authentisch. Unternehmen suchen nicht nur nach fachlichen Fähigkeiten, sondern auch nach jemandem, der ins Team passt und die Unternehmenskultur bereichert. Ehrlichkeit und Offenheit werden in der Regel positiv wahrgenommen. 

  1. Nobody is perfect: Den perfekten Bewerber, die perfekte Bewerberin gibt es meist sowieso nicht. Wenn du ehrlich zu den Lücken im Lebenslauf stehst oder offen mit eigenen Schwächen umgehen kannst, brauchst du später im Job nicht faken. Dann kannst du dich in Ruhe weiterentwickeln. Und ein konstruktiver Umgang mit Schwächen wird von Arbeitgebern oft als Stärke wahrgenommen. 

Faking im Jobinterview ist nicht unbedingt eine nachhaltige Strategie. Klar, jeder macht es ein bisschen, aber mit unseren Tipps für ein cleanes Jobinterview kannst du negative Auswirkungen vermeiden, dich ehrlich und authentisch präsentieren und entspannt an deiner Karriere arbeiten.

Sandra Gehde Senior HR Consultant

„Bewerben muss einfach sein – so wie ein Kaffee zwischendurch.“ Frust bei Lebenslauf und Anschreiben muss nicht sein, davon ist Sandra Gehde, Sachbuchautorin und Expertin für Personalmanagement überzeugt. Nach einer Ausbildung im fotografischen Bereich ging sie als Quereinsteigerin ins HR-Management, wo sie 13 Jahre lang erfolgreich als Personalmanagerin tätig war.

Heute ist sie als HR Senior Consultant beratend bei Znapp tätig. Sie lebt mit ihrer Familie im Münchner Osten, wo sie auch Krimis schreibt – spannender als das Leben.

Veröffentlichungen:

  • „Bewerbung to go“ erschienen im Metropolitan Verlag 2019, Neuauflage 2023
  • „Ausbildungsplatzsuche für Durchstarter“ erschienen im Stark Verlag 2016

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