Ist der Jobsuchende ein wagemutiger Entdecker auf der Suche nach neuen Herausforderungen? Oder eher ein unsteter Geist, der nirgendwo länger bleibt? Auch wenn die Zeiten sich geändert haben und die klassische 30-Jahre-im-selben-Unternehmen-Karriere langsam ausstirbt, bleibt ein gewisses Misstrauen Jobhoppern gegenüber, die es gefühlt alle zwei Jahre woanders hin zieht. Woran liegt es überhaupt, dass manche so häufig ihren Job wechseln?
Karriere, Frust und toxisches Umfeld
Es gibt Menschen, die echte Karrierespringer sind. Sie sehen eine spannende Herausforderung, greifen begeistert zu und sind nach zwei Jahren bereit für den nächsten Sprung, weil die Lernkurve ausschöpft ist. Dann gibt es die Frustrierten, die schnell feststellen, dass der Job überhaupt nicht ihren Erwartungen entspricht, so machen sie sich schnell auf die Suche nach etwas Neuem.
Hinzu kommen Aspekte wie ein toxisches Arbeitsumfeld, miese Bezahlung oder ein Chef, der an einen römischen Imperator erinnert. Mal ehrlich, wer bleibt da freiwillig? Natürlich gibt es auch die Pechvögel. Insolvenz, Umstrukturierungen oder ständig befristete Verträge. Und schließlich sind da die Neugierigen, die einfach experimentieren möchten, um herauszufinden, wo sie am besten hinpassen. Nicht jeder hat das Glück, gleich beim ersten Anlauf seinen Traumjob zu finden.
Wie bewerten Personaler häufige Jobwechsel?
Und hier kommen wir zum kritischen Punkt. Wie sieht das Ganze auf der anderen Seite des Bewerbungstisches aus? Es gibt Personalverantwortliche die sagen „Wow, diese Person hat unglaublich viele Erfahrungen gesammelt. Sie bringt frischen Wind und kann sich schnell anpassen.“ Andere sehen vor allem das Risiko. „Was waren die Gründe, dass sie nicht blieb, vielleicht ist sie unfähig oder kann sich nicht ins Team einfügen. Wird sie uns auch so schnell den Rücken kehren? Lohnt sich da überhaupt die Einarbeitung?“ Nicht ganz unberechtigte Überlegungen.
In kreativen Branchen kann ein abwechslungsreicher Lebenslauf aber sogar ein Pluspunkt sein, denn hier zählt Flexibilität, Innovationsgeist und ein breites Skill-Set. Bei konservativeren Unternehmen hingegen wird jemand, der alle zwei Jahre wechselt, eher als ungeduldig oder illoyal wahrgenommen und das kann schnell zu Ablehnung führen.
Wie bekommst du den Job trotzdem?
Ein Lebenslauf soll nicht wie ein wildes Hopping durch die Berufswelt aussehen, selbst, wenn du viele Stationen durchlaufen hast. Zeige, dass dein Lebenslauf eine bewusst gewählte Route ist mit einer klaren Entwicklung. Wenn du in verschiedenen Jobs ähnliche Aufgaben hattest, dann präsentiere das als Ausdruck deiner Expertise. Wer dagegen unterschiedliche Dinge ausprobiert hat, sollte es als Teil seiner Jobfindung herausstellen. Hier macht das Wording den Unterschied. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch die richtige Balance zwischen Ehrlichkeit und strategischer Kommunikation. Eine Aussage wie „Mein letzter Chef war ein Choleriker“ könnte dich schnell in Abseits führen. Stattdessen vermittelt die Formulierung „Mir ist ein wertschätzendes Arbeitsumfeld wichtig“ dieselbe Botschaft, aber auf eine souveräne und positive Weise.
Viele Jobwechsel können also durchaus ein Booster für deine Karriere sein, solange du deinen Werdegang als logische Entwicklung präsentierst. Arbeitgeber suchen keine Jobhopper, aber auch keine Mitarbeiter, die aus Angst vor Veränderung in der Vergangenheit feststecken. Mach das Beste aus deinem Lebenslauf, passe dein Wording an und hebe deine Qualitäten hervor. Dann sollte deiner Karriere, auch mit einem untypischen Lebenslauf, nichts im Weg stehen!
„Bewerben muss einfach sein – so wie ein Kaffee zwischendurch.“ Frust bei Lebenslauf und Anschreiben muss nicht sein, davon ist Sandra Gehde, Sachbuchautorin und Expertin für Personalmanagement überzeugt. Nach einer Ausbildung im fotografischen Bereich ging sie als Quereinsteigerin ins HR-Management, wo sie 13 Jahre lang erfolgreich als Personalmanagerin tätig war.
Heute ist sie als HR Senior Consultant beratend bei Znapp tätig. Sie lebt mit ihrer Familie im Münchner Osten, wo sie auch Krimis schreibt – spannender als das Leben.
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